Realschule Mater Salvatoris

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Dr. Etti Zilber war am 12. November in unserer Schule zu Besuch, um mit unseren Schülerinnen über Geschehnisse während der nationalsozialistischen Zeit zu sprechen. Im Mittelpunkt stand dabei die Geschichte ihrer Eltern. Ihre Mutter Zlata Sidrer, eine Jüdin, die in den dreißiger Jahren in Litauen geboren wurde, brach mit 90 Jahren (ein Jahr vor ihrem Tod) ihr Schweigen und berichtete zum ersten Mal ihren drei Töchern von ihren Erlebnissen während der Judenverfolgung.

1940 hatte sie in russischer Gefangenschaft in einem Judenghetto ihren Mann kennen gelernt, die beiden verliebten sich ineinander und heirateten eines Nachts heimlich im Keller, versteckt vor den Augen der Naziherrschaft. Weil ihr Mann Liowa im Ghetto für die Nazis Autos repariert hatte, bot man ihm an, alleine zu fliehen. Schweren Herzens verließ er das Ghetto mit dem Einverständnis seiner Frau. Einige Zeit später wurde Zlata in ein anderes Konzentrationslager deportiert, und kurz darauf musste sie mit anderen Häftlingen im sogenannten Todesmarsch durch Polen laufen. Dabei wurde sie sehr krank und war abgemagert.

Ettis Wege auf der Flucht

Sie gab jedoch nie die Hoffnung auf, ihren Mann wiederzusehen. Sie machte sich erneut auf den Weg zurück nach Kofno und traf dort tatsächlich auf ihrer Mann, der im Untergrund gegen die Nazis gekämpft hatte. Er plante in der kommenden Nacht mit dem Schiff in die USA zu reisen. Beide beschlossen sich nie mehr zu trennen und kamen in ein Camp für Juden in Landsberg. Dort blieben sie vier Jahre und 1948 wurde ihre erste Tochter Etti geboren. 1949 flohen sie in die USA und in New York kam die zweite Tochter Jeanny zur Welt. Später wanderten sie nach Israel aus und dort wurde die dritte Tochter Reena geboren. Liowa starb mit 60 Jahren an Krebs und Zlata wurde 91 Jahre alt.

Zlata und Liowa

Nachdem die drei Töchter von den tragischen Erlebnissen ihrer Eltern Kenntnis hatten (Die Mutter hatte alles auf Band gesprochen), verfasste Etti, die heute in den USA lebt, das Buch „A Holocaust Memoir of Love & Resilience“. Jeanny und Reena leben heute in Israel.

Etti, Jeanny und Reena

Die Schülerinnen unserer 10. Klassen haben im Unterricht Ausschnitte aus diesem Buch, das in Englisch verfasst ist, gelesen und besprochen. Unsere Geschichtslehrer waren dabei eine große Unterstützung.

Mithilfe einer Power-Point-Präsentation veranschaulichte Etti Zilber den Schülerinnen die Zeit, in der ihre Eltern gelebt und gebangt hatten. Bevor sie das Buch geschrieben hatte, erforschte sie mit Reisen nach Litauen und Polen die Lebensspuren ihrer Eltern. Dabei fand sie viele Orte wieder, die ihre Mutter ihr beschrieben hatte und fotografierte sie, sodass sie eindrucksvolles Fotomaterial zur Verfügung hat. Dabei fehlten auch Fotos von ihrer Familie nicht.

Gerade in einer Zeit, in der Rechtsradikalismus sowie Juden- und Ausländerfeindlichkeit mehr zunehmen, gehört eine solche Aktion gegen das Vergessen in unseren Schulalltag.

Tief beeindruckt und berührt stellten die Schülerinnen nach anderthalb Stunden viele Fragen, die Etti gerne und anschaulich beantwortete. Dieser Vormittag wird alles Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben.